
Foto: Büro Wendt
Am 05.Oktober 2017 bekam ich die Chance mit einem Mitglied des Bundestages ein Interview zu führen. Marian Wendt ist Bundestagsabgeordneter des Landkreises Nordsachsen und Mitglied der CDU. Er gab mir die Möglichkeit, ihn zu meiner Facharbeit mit dem Thema „Armut in Deutschland“ zu befragen. Unser Gespräch fand in der Oschatzer Tafel statt. Herr Wendt ist dort Schirmherr und besucht die Tafel des Öfteren.
Marian Wendt äußerte im Gespräch, dass Armut, seiner Meinung nach, nur Menschen betrifft, denen das Nötigste zum Leben fehlt. Dazu gehören Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und eine Unterkunft. „In Deutschland von Armut zu sprechen halte ich für emotional falsch.“, mit der Begründung, dass jeder Mensch seine Bedürfnisse, die er zum Leben braucht, gestellt bekommt, wenn er sie selber nicht erfüllen kann. „Kein Mensch muss in Deutschland ohne Brot, ohne Unterkunft und ohne Kleidung leben.“
„Die Spanne zwischen arm und reich wird in Deutschland immer größer. Was kann man, insbesondere die Politik, gegen das gesellschaftliche Ungleichgewicht tun?“, war meine nächste Frage. Hierzu antwortete Herr Wendt, dass aus seiner Sicht es das Wichtigste sei, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, für sein Leben verantwortlich sein zu können. Durch Bildung bekommt man den Grundstein dafür gelegt, sich selbst zu verwirklichen. Das heißt, Menschen üben einen Beruf aus und können damit ihr eigenes Einkommen generieren. Das Ziel ist es, in Deutschland eine Vollbeschäftigung zu erreichen. Arbeit dient nicht nur dazu, ein Einkommen zu sichern, sondern auch der Selbstverwirklichung. Jeder Mensch benötigt das Gefühl, gebraucht zu werden und wichtig in der Gesellschaft zu sein. Wenn das eintritt, dann wird der Unterschied von Menschen mit weniger Einkommen zu Menschen mit mehr Einkommen, geringer.
Um die Armut in Deutschland zu reduzieren, wird mehr Arbeit benötigt. „Menschen, die arbeiten gehen, müssen kein Arbeitslosengeld beziehen und können mit ihren Einkommen ihr Leben selbst bestreiten. Dadurch zahlen sie in unser Rentensystem ein und sorgen für sich vor.“ Allerdings gibt es auch Menschen, die durch beispielsweise einen Unfall nicht mehr arbeiten können. Ihnen kann durch eine Erwerbsminderungsrente, Zuschüsse zum Lohn und zur Rente geholfen werden. „Weiterhin sind alleinerziehende Elternteile am meisten bedroht von Armut. Viele können nur in Teilzeit arbeiten.“, sagt Marian Wendt. „Alleinerziehenden kann hier durch Zuschüsse oder einen höheren Kindergeldfreibetrag geholfen werden.“
Herr Wendt äußerte, dass Eltern eine gewisse Vorbildfunktion für ihre Kinder darstellen sollen, damit sich keine weiteren Generationen entwickeln, die im SGB II-Bereich leben. Hier schlug er vor, dass zum Beispiel Familienbetreuer helfen und unterstützen könnten.
Eine weitere Frage meinerseits war: „In Nordsachsen ist ein sehr großer Anteil der arbeitslosen Menschen bedürftig und lebt am Existenzminimum mit ihren Familien. Was muss getan werden, damit sich dies ändert? Was muss in Nordsachsen passieren, dass weniger Menschen auf ALG II angewiesen sind?“ Darauf antwortet der Bundestagsabgeordnete, dass die Arbeitslosigkeitsquote von 2005, wo sie etwa bei 11,7% lag, auf 5,7% gesunken sei. Aktuell beziehen 8.344 Menschen ALG II in Nordsachsen. Um das weiterhin zu verbessern, muss eine Verbesserung der Wirtschaftspolitik erfolgen. Ebenso sollte sich die Infrastruktur weiterentwickeln, um weitere Anbindungen an Arbeitsplätze zu schaffen. In Deutschland handelt es sich überwiegend um eine Bildungsarmut. Menschen müssen lernen, besser mit Geld umzugehen. „Ich war in Flüchtlingslagern in Jordanien und im Irak. Diese Menschen sind wirklich arm.“, meint Marian Wendt.
Auf meine Frage: „War Armut auch ein Wahlkampfthema der CDU?“, antwortete Wendt, dass Armut immer ein Thema sei. Menschen müssten noch stärker in Arbeit gebracht werden. Ziel ist es bis 2025 eine Vollbeschäftigung in Deutschland zu erreichen. Die CDU orientiert sich an Leistung. Jeder soll dann auch entsprechend seiner Leistung, seinen verdienten Lohn bekommen. „Unser Land wird nur dauerhaft funktionieren, wenn es mehr Leute gibt, die etwas leisten.“
„In welcher Form engagieren Sie sich, um den Bedürftigen in der Region zu helfen?“. Der Bundestagsabgeordnete unterstützt verschiedene Projekte in der Region. Er fördert Sportvereine, sowie Kinder- und Jugendarbeit auch finanziell. Dazu kommt, dass er Schirmherr der Oschatzer Tafel ist.
Mit dieser Schirmherrschaft fühlt er sich sehr verbunden zu den Menschen. Er wirbt für die Tafel und unterstützt sie bei notwendigen Anschaffungen und Projekten. Er versucht, gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Joachim Rolke dafür zu sorgen, dass die Tafel dauerhaftere Zuschüsse bekommt, um zum Beispiel die fünf Fahrzeuge zu finanzieren. „Als Schirmherr kann ich meine Kontakte nutzen und Sponsoren organisieren.“
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