Was ist es für ein Gefühl, unter all den „alteingesessenen“ Politikern zu sitzen und mit ihnen zu arbeiten?

18.05.2015

Sebastian Herbst, Praktikant bei der Verwaltung des Deutschen Bundestages, Referat ZT 4, teilbereich Etagendienst aus dem Wahlkreis Nordsachsen im Gespräch mit seinem nordsächsischen Abgeordneten Marian Wendt:

Das ist Ihre erste Legislaturperiode im Deutschen Bundestag. Sie waren vorher auch kein Mitglied des Landtages. Was ist es für ein Gefühl, unter all den „alteingesessenen“ Politikern zu sitzen und mit ihnen zu arbeiten?

Mein erster Tag war der Dienstag nach der Wahl. Es fand eine Fraktions-sitzung statt. Das war ein Ergeinis, vor dem ich Respekt hatte. Der jetzige Kanzleramtsminister, Peter Altmaier, kam auf mich zu und sagte: „Achso, du bist wohl einer von den Neuen“. Das gab mir Vertrauen. Vorher war ich auch schon im Bundestag tätig und merkte auch als Abgeordneter, dass alle ganz normale Menschen sind. Das „Einleben“ ging recht schnell, man wurde mit seinen Themen anerkannt und respektiert.

Was war Ihr Beweggrund in die CDU einzutreten?

Die CDU war die Partei, mit der ich die meisten inhaltichen Überschneidungen hatte, wie innere Sicherheit, Familienpolitik, Fragen des christlichen Glaubens und die Vermittlung von Werten. Durch meine Familie war ich immer Unterstützer von Helmut Kohl und der deutschen Einheit. Meine Familie wurde von der SED teilweise enteignet. Sie war sehr dankbar als die Einheit kam. Durch das bürgerliche Elternhaus waren wir immer CDU-Wähler. Als ich mich damals im Jugendstadtrat Torgau engagiert hatte, kam jemand auf mich zu und fragte, ob ich Mitglied der Jungen Union werden möchte. Danach wurde ich richtiges Mitglied der CDU und merkte, dass man seine Ideen umsetzen muss und nicht nur Zuhause auf dem Sofa meckern kann. Man muss  Mehrheiten finden und andere Menschen überzeugen.

Wo haben Sie für ihre politische Karriere bisher die meisten und die wichtigsten Erfahrungen gesammelt?

Grundsätzlich lehne ich den Begriff „politische Karriere“ ab, denn jeder Mensch ist politisch. Jeder hat eine Idee und engagiert sich ein bisschen, zum Beispiel im Verein oder in der Familie. Damit setzt er sich für die Gesellschaft ein. Wir als Politiker sind ja keine abgeschottete Gruppe, die ihre Sache für sich macht, sondern sind Teil des Volkes und wollen in diesem Rahmen auch das normale Leben repräsentieren. Es sind die Alltagssituation, die uns prägen – zum Beispiel Besuche im Krankenhaus, im Pflegeheim oder in einem Verein. Dort sieht man, dass sich die Menschen für etwas engagieren und mit Herzblut dabei sind.

Haben Sie bestimmte Vorbilder in der Politik? Wenn ja welche?

Ich unterstüzte Angela Merkel sehr stark, nicht nur als Bundeskanzlerin, sondern auch als Person. Einige politische Kurse, die sie umsetzt, teile ich nicht mit ihr. Das muss man auch nicht. Für mich ist sie aber eine Frau, die weiß, wie man mit Menschen umgeht. Das hat für mich Vorbildcharakter. Sie hat eine ruhige und sachliche Art, hört zu und wünscht auch ein schönes Wochenende. Sie behandelt alle Menschen gleich. Das ist eine Art, die sollte in der Politik, in Unternehmen, in Banken und überall an den Tag gelegt werden. Unsere Weihnachtsfeier haben wir immer mit der Landesgruppe aus Mecklenburg-Vorpommern. Da ist sie auch den ganzen Abend dabei und ist diejenige, die das ganze Liederbuch durchsingen will.

Wenn Sie jetzt sofort ein neues Gesetz durchsetzen könnten, welches wäre das?Es wäre ein Gesetz, dass viele andere Gesetze abschafft und die Bürger dazu ermutigt, wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Viele Dinge müssen aus meiner Sicht dereguliert werden. Bürokratische Hürden beim Mindestlohn würde ich beseitigen und regeln, dass wir in Zukunft gar keine Schulden mehr aufnehmen dürfen. Ich möchte weniger Gesetze und Regulierungen. Nur gewisse Dinge wie Bildung, Gesundheit und Sicherheit müssen gesteuert werden. Das ist klar. Aber die Menschen müssen sich auch frei entfalten können.

Was wünschen Sie sich für Ihren Wahlkreis Nordsachsen?

Mein Wunsch ist es, dass wir möglichst schnell ein flächendeckendes und schnelles Internet haben und das bis zu 50 Mbit/s in alles Orten und Gemeinden. Als zweiten Wunsch hätte ich, dass die Infrastruktur besser ausgebaut wird. Die IHK Leipzig führt alle zwei Jahre eine Umfrage durch und fragt, was die wichtigsten Standortkriterien sein. Dabei wurde immer die Infrastruktur angegeben, aber nunmehr wird dies durch das Breitband-Internet abgelöst.

Zu Ihren Unterstützern zählen u.a. auch Frank Kupfer und Michael Czupalla. Was haben Sie für ein Verhältnis zu ihnen?

Zu Frank habe ich ein sehr gutes Verhältnis, weil wir uns auch schon lange kennen. Man kann von einem freundschaftlichen Verhältnis sprechen. Wir helfen uns gegenseitig. Michael Czupalla ist ein Landrat, der viel für die Region gemacht hat und sehr engagiert ist.Sie sind erst 29 und haben schon viel erreicht.

Sind Sie mit ihrer derzeitigen Position zufrieden oder haben Sie noch weitere Ämter, die Sie künftig gerne bekleiden möchten?

Ich empfinde das, was ich mache als dankbare Aufgabe. Ich weiß, dass das nicht üblich ist und worauf man auch schwer hinarbeiten kann. Um die Stimmen der Wähler zu bekommen, braucht man ein bisschen Glück. Ich versuche meine Ziele zu erreichen, was die Digitalisierung und Sicherheit betrifft. Was in der Zukunft noch passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Vielen Dank für das nette Gespräch.